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Zum Teufel mit dem Sex und allem, was die junge Ehe stört

Herzlich lachen über himmlische Prüderie und höllische Versuchungen


Über das Glück des jungen Paares scheint noch die morgendliche Sonne, als bereits die ersten Gewitterwolken aufziehen. Sie dräuen in Gestalt einer Schwiegermutter, die sich für unbefristete Zeit einquartieren will, einer Banküberweisung, die irrtümlich ein kleines Vermögen per E-Banking vom falschen Konto ins Nirwana schießt und eine damit verbundene Bestellung, die sich als Sexspielzeug und Porno-Videos herausstellt. Der junge Ehemann Marcello Almirante ist frischgebackener Filialleiter der „Bank des Heiligen Geistes“ in einem kleinen Vorort von Rom. Statt mit seiner frisch angetrauten Francesca den Morgen genießen zu können, ist er damit beschäftigt, die verhängnisvolle Lieferung zu entsorgen. Der Junggeselle Paolo Fauni ist sein Freud und Kassier der Bank, der sich eher nolens als volens für den Abtransport des inkriminierenden Materials gewinnen lässt und dank seiner Ungeschicklichkeit den Sprung auf die Titelseite von La Repubblica schafft. Anthony Marriott & Alistair Foot haben dieses Dilemma zu einer großartigen Komödie verrührt. „Zum Teufel mit dem Sex“ lässt einen herzlich über die himmlische Prüderie und höllische Versuchungen in den Kreisen päpstlicher Banker lachen.

Sissy Boran hat gemeinsam mit Andrea Eckstein das Stück für ihre Komödie am Kai aufbereitet und dazu ein tolles Ensemble gewonnen. Der fesche Oliver Roitinger ist ein Marcello, den offenbar nichts aus der Ruhe bringt, weder der Termin in der Bank unterhalb der Dienstwohnung noch die massenweisen Sendungen der Feel Good Trading Companie, die sich als Briefkastenfirma für Pornoartikel herausstellt. Ausgelöst hat das Schlamassel seine Frau Francesca (Bernadette Mezgolits), die mit dem guten Vorsatz, das Familieneinkommen durch Verkaufstätigkeit zu erhöhen, an den falschen Versand geraten ist. Man muss der hübschen jungen Dame auch verzeihen, dass sie statt 750,- 75000,- € überweist, schließlich nervt sie Eleonora Almirante, Marcellos Mutter, die von Helene-Susanne Grohma die unheimlich wirklichkeitsnahe Lästigkeit einer ungebeten erscheinenden Schwiegermutter erhält. Wie ein Hoffnungsstrahl erscheint so besehen Roberto Contarini in Gestalt von Bruno Thost. Er ist Marcellos Vorgesetzter, der an Eleonora Sympathien findet und damit die junge Familie entscheidend entlasten könnte.

Die Gästezimmer der Dienstwohnung füllen sich erstaunlich schnell, denn überraschend taucht Bruder Nikolas (Ralph Saml) auf, ein Kapuziner als Revisor im Dienste der päpstlichen Bank. Aufgrund eines Missverständnisses gerät der fromme Mann in die Fänge der strengen Lady Gina (Anna Dangel) und erleidet durch ihre Peitsche eine offenbar köstliche Tortur. Wie der heilige Antonius widersteht zwar den Anfechtungen des Bösen, wäre aber einer Wiederholung nicht abgeneigt. Der einzige, der einigermaßen unbedarft durch das Geschehen webt, ist Polizeiinspektor Alberto Rudor (keck und schneidig: Rafael Witak). Ganz anders Paolo Fauni. Victor Kautsch kann in dieser Rolle sein komödiantisches Vermögen voll ausspielen. Er darf unglaublich patschert sein, wenn er Kondome, Kunststoffpenis und Sexbildchen entsorgen soll, er ist der stets gute Freund, der sich in rührender Hilflosigkeit von seinen Lieben in jedes Himmelfahrtskommando treiben lässt, und er ist sehenswert schüchtern, wenn das Weib zum Beispiel in Gestalt der Domina Gina an ihn herantritt. Ob er ihr entkommt? Es macht Spaß, die Antwort in dieser absolut unernsten Suche nach Sex und was man sich drunter so vorstellt zu suchen und zu finden.


Kultur & Wein, 12. Oktober 2016

Vom 11. Oktober 2016 bis 4. Februar 2017:

Francesca und Marcello sind gerade aus den Flitterwochen zurück und haben ihr neues Heim bezogen – die Dienstwohnung des Filialleiters der „Bank des Heiligen Geistes“. Marcello wurde nämlich vor kurzem, dank seiner Arbeit als zuverlässiger Mitarbeiter der Bank des Vatikans, zum Leiter der Filiale in einem kleinen Vorort von Rom befördert.

Unter dem Schutz der höchsten Instanz von Moral, will er hier nun sein Nestchen bauen. Aber auch Francesca möchte etwas zum Aufbau des Familienglücks beitragen und ist auf der Suche nach einem Nebenverdienst. Im Internet hat sie auch bereits ein lukratives Angebot gefunden: der Vertrieb von Diätprodukten aus biologisch angebauten Algen. In ihrem Landkreis wäre sie die einzige Vertreterin und so bestellt sie gleich das ganze Sortiment. Doch was da geliefert wird, sind eher „Naturprodukte“ der anderen Art...

Nicht so tragisch, wäre nicht gerade Francescas Schwiegermutter zur ersten Stippvisite bei der Jungfamilie eingetroffen, noch dazu in Begleitung von Marcellos Vorgesetzten, der wiederum einen der strengsten Kontrolleure zur Prüfung in Marcellos Filiale ankündigt. So bekommen die Pakete die Brisanz von Sprengstoff und durch die "Hilfsversuche" von Marcellos Freund und Kollegen - Paolo Fauni – beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen...

Der Lachschlager von ANTHONY MARRIOTT & ALISTAIR FOOT

REGIE: SISSY BORAN

Bühnenbild: Siegbert Zivny

Kostüme: Dagmar Truxa

ZUM TEUFEL MIT DEM SEX

täglich, außer Sonntag & Montag um 20:15 Uhr


mit Anna Dangel, Helene-Susanne Grohma, Bernadette Mezgolits, Victor Kautsch, Oliver Roitinger, Ralph Saml, Bruno Thost, Rafael Witak

Jede Menge Irrungen und Wirrungen, peinliche Verwechslungen und dezente Frivolität... Freche Dialoge und ein turbulentes Chaos garantieren einen heiteren, prickelnden Theaterabend. Schauen Sie vorbei!

Ein Chaos rund um pikante Pakete – und wie man sie wieder los wird

Es könnte alles perfekt sein: Das frischgebackene Ehepaar Francesca und Marcello kommt aus den Flitterwochen zurück, möchte die traute Zweisamkeit genießen – doch stattdessen wird das junge Glück auf eine harte Probe gestellt.

Francesca, die nebenbei zum Haushaltseinkommen beitragen will, erhält per Post eine Sendung mit vermeintlichen Gesundheitsprodukten aus Bio-Algen, die sie gewinnbringend verkaufen möchte. Beim Öffnen des Pakets stellt sich jedoch heraus, dass statt der Diätartikel pikantes Spielzeug für Erwachsene geliefert wurde…

Zugleich platzt Marcellos Mutter in das gemütliche Nest, um sich für geraume Zeit bei Sohn und Schwiegertochter in deren Dienstwohnung einzuquartieren. Mit ihr betritt auch noch Marcellos Vorgesetzter die Szene, der seinem Mitarbeiter – dieser leitet die Filiale der „Bank des Heiligen Geistes“ des Vatikans in einem kleinen Vorort von Rom – einen wichtigen Prüftermin durch einen strengen Kontrollor ankündigt.

Eine fehlerhafte Online-Überweisung von Francesca, die die Rechnung für ihre „Diätartikel“ vom falschen Konto begleicht und sich dabei auch noch um zwei Dezimalstellen irrt, treibt das Chaos auf die Spitze. Als Retter in der Not erweist sich Paolo, ein Freund der Jungfamilie, der für die Entsorgung der lasterhaften Fabrikate (die im Verlauf der Handlung immer mehr werden) abkommandiert wird und dabei kein Fettnäpfchen auslässt.


Temporeiche Inszenierung mit perfektem Timing

Die Komödie „Zum Teufel mit dem Sex“ (Originaltitel: „No Sex, please, we’re British“, uraufgeführt im Jahr 1971 in London) von Anthony Marriott und Alistair Foot hat Sissy Boran gemeinsam mit Andrea Eckstein für ihr Haus bearbeitet. Boran ist eine höchst vergnügliche, temporeiche Inszenierung (Bühnenbild: Siegbert Zivny, Kostüme: Dagmar Truxa) mit einem wunderbaren Ensemble geglückt.

Mit perfektem Timing gehen die zahlreichen Türen des Schauplatzes auf und zu, und mit jedem Auftritt – es gesellen sich auch noch ein Polizeiinspektor sowie ein Freudenmädchen zur Runde – wird die Situation für alle Beteiligten verzwickter.

Bernadette Mezgolits lässt als herrlich chaotische Francesca keine Gelegenheit aus, die Lage noch verworrener zu machen. Ihr zur Seite steht Oliver Roitinger als Gatte Marcello, der auf aberwitzige Art immer noch einen Ausweg aus der Misere zu finden versucht. Grandios mimt Victor Kautsch den schusseligen Paolo, der zunehmend unfreiwillig und am Rande des Nervenzusammenbruchs agiert, seine Freunde aber nicht im Stich lässt.

Helene-Susanne Grohma liefert ein belustigendes Musterbeispiel einer nervenden Schwiegermutter, die immer im unpassendsten Moment erscheint. Einen sittenstrengen, aber liebenswürdigen Bankchef mimt Bruno Thost, der zarte Bande zu Marcellos Mutter knüpft und dadurch für einige Ablenkung sorgt.

Rafael Witak gefällt als junger Polizeiinspektor, der Ordnung in den Trubel bringen soll, jedoch lieber mit Francesca anbandelt und das Chaos weiter am Köcheln hält, ebenso wie Ralph Saml, der als Bruder Nikolas die Bankfiliale prüfen soll, jedoch als Kurzzeitgast die jungen Eheleute enerviert. Nicht zuletzt sorgt Anna Dangel als missverständlich informiertes Freudenmädchen mit strenger Ausrüstung für höchst amüsante Momente.

Wer gute Laune sucht, ist mit einem Besuch dieser Produktion bestens beraten!


Anja Schmidt, Kultur Schatulle, 14. September 2016